Meine Dorfjugend

Von ronsens

Ich habe kurz überlegt, wie ich das zwanzigjährige Antvillejubiläum angehe, und mich für folgendes entschieden, 'tschuldigung dafür und auch nicht: Nostalgie-Level auf 11.

Tatsächlich ist Antville für mich nie wirklich als Software relevant gewesen, die ein CMS-Plattform-Hosting ermöglicht (oder wie technisch Versiertere das sonst ausdrücken mögen), sondern hat mich - wie viele andere heuer Preisende wahrscheinlich - vor allem durch jenes soziale Gefüge beeinflusst, das auf antville.org sich herausbildete. Antville die Software war auch anderswo im Einsatz, diese Orte waren aber für mich schon (mit Ausnahmen) weniger interessant.

Was ich sagen will: it's the people, Leute.

Vieles, was ich über antville sagen kann, gilt so für das ganze Blogdings. Der Ameisenhaufen war, in diesem hoch-blubbernden Äußerungsraum von 2002 bis ca. 2007, Blogosphäre hieß das, ein Kontinent und es fanden sich da einfach viele "gute" Blogs. Warum ist vielleicht auch ein bisschen rätselhaft.

Dieser Qualitätscluster mag teilweise technisch erklärbar sein: antville als niederschwelliges Angebot zum Drauflosbloggen mit einem relativ klaren, nicht allzu ausgefranzten Regelset, das auch über Jahre nicht unnötig aufgebläht wurde.

Und scheints wollte niemand damit je (wahrnehmbar) damit Geld verdienen, zumindest nicht im Sinne größenwahnsinniger Business- bis Welteroberungspläne. Das haikuartige Beschränken aufs Wesentliche hat vielleicht aber auch auf die Nutzer:innen abgefärbt - sie im richtigen Sinne eingehegt, weil doch meiner Erinnerung nach noch alles zumindest einigermaßen zivilisiert ablief?

Ist jedenfalls ein bisschen meine Theorie. Ich glaube, diesen "Erfolg durch Beschränkung" auch bei anderen Internetdingsen bemerkt zu haben (Bandcamp etwa, selbst Instagram anfangs, d.h. vor Facebookkauf - gut aber jetzt schweife ich wirklich ab.)

Dazu passt für mich auch, dass ich gefragt wurde, über antville zu schreiben, obwohl ich nie wirklich ein "aktives" Blog dort hatte (es war mir halt kein passendes Wort mehr eingefallen, das auf -ant endete :) ) - Stattdessen bin ich bei dort mit meinem Vornamen registriert und habe im genannten Zeitraum viel in die Kommentare geschrieben. Und irgendwie war das Kommentargewitter auch immer wichtiger als die Einzeltexte selbst, so jedenfalls stellt sich mir das im Nachhinein dar.

Die antville-Welt war also wahnsinnig wichtig für mich als Internetbewohner. Das hier ist ja nun deutlich ein Verklärtext, aber natürlich erinnere ich mich nicht nur an interessant-verschachteltete Kommentardebatten, schöne Gemeinschaftsblogs mit horizontalem Scrollflanieren usw. usf, sondern auch an jede Menge Krach und ungefickte Brotspinnen. Antville ist so aber auch Teil meiner Internet-Pubertät gewesen, die Dorfjugend sozusagen, die sich gegenseitig aneinander ausprobierte und sozial trainierte. Sind auch jede Menge Freundschaften daraus geworden, die bis heute diesen Erfahrungsanker haben, ähnlich wie sonst auch bei Jugendfreundschaften.

Zum Schluss deshalb auch noch schlaglichtartig und anekdotenhaft, was ich so angenehm assoziiere: der trunken undb genau (das überhaupt!)-Abend, als wir dicht und dichter mit den Dichter:innen wurden, mein Buchpingpong mit Praschl, mama und seine Musik (miss it!), einzelne Texte, wie der von the frank, als Yamamoto klingelte - und dass die Antville-Startseite tatsächlich mal eine ganze Weile meine Inernetzstartseite war. Hach, ja.

Es tut mir ein bisschen leid, dass ich nicht wirklich was übers heutige antville sagen kann, da ich nicht mehr so häufig (ehrlicherweise: praktisch nie) zugegen bin. Ich wünsche aber allen, die's nutzen, dass sie solche Freude und Freunde draus ziehen, wie's mir beschieden war.

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